Wolfenbütteler Zeitung, 8. August 2017, Artikel von Rainer Sliepen
Was die Linke alles fordert
WOLFENBÜTTEL. Die sich nähernde Bundestagswahl lässt auch bei der Partei Die Linke die Betriebstemperatur steigen.
Sophie Dieckmann und Victor Perli begrüßten die Gäste im Roten Pavillon zum Wahlkampfauftakt der Partei Die Linke in Wolfenbüttel.
Bundestagskandidat Victor Perli, 35, gut abgesichert auf einem Listenplatz, weiß: Ein Heimspiel wird der Kampf um den Wolfenbütteler Wähler nicht. Nun auch noch ein vorgezogener Wahlkampf für den Niedersächsischen Landtag.
Perli und seine Partei plädieren für einen Superwahltag am 24. September. Das beste Rezept gegen eine schwache Wahlbeteiligung. Der lokale Wahlkampfauftakt der Wolfenbütteler Linken im Roten Pavillon an der Fischerstraße gleicht eher einem Trainingscamp als einer klassischen One-Person-Show. Die wird es auch geben. Perli kündigt für die nächsten Wochen Parteiprominenz wie Sahra Wagenknecht, Bernd Riexinger und Oskar Lafontaine an.
Doch zunächst hat die „Fitness-Trainerin“ Sophie Dieckmann (34) von der Berliner Parteizentrale das Wort. Die Basis fit machen für den Straßenwahlkampf ist ihr Auftrag. „Politische Bildnerin“ nennt sie sich selbst. Und beginnt mit den 20 Besuchern ein Polit-Quiz. Titel: „Was fordert die Linke … oder nicht? Man darf rätseln. Fordert die Partei das bedingungslose Grundeinkommen? Ein Laptop für jeden Schüler? Wahlrecht ab 16? Und was ist mit der Förderung von Graffiti und Streetart? Eine lebhafte Diskussion entspinnt sich, die Dieckmann mit einem Powerpoint-Streifzug durch das Parteiprogramm mit Fakten unterfüttert. Da relativiert sich manche 180-Grad-Wendung als ein strammes „Sowohl als auch“. Laptops? Ja, aber nur geliehen. Grundeinkommen? Ja, aber noch Diskussionsbedarf. Verstaatlichung von Banken? Ja, aber eher verstärkte demokratische Kontrolle und Rückführung auf Kernaufgaben. Graffitis? Ja, aber nicht auf Privateigentum.
Dann die Blockbuster: solidarische Mindestrente, abschlagsfrei ab 65, Abschaffung Hartz IV, Verlängerung Arbeitslosengeld I, Krankenversicherungspflicht für alle, Vermögensteuer, Grundfreibetrag erhöhen, Natoaustritt, Senkung des Militäretats und vieles mehr. Da seien die Ansatzpunkte für eine Gegenfinanzierung. Dieckmann schließt mit einem selbstbewussten Fazit: Wir wollen einen neuen Sozialismus, demokratisch, ökologisch, feministisch, lustvoll. Lustvoll? „Jawohl“, sagt Perli kämpferisch und lächelt, „die verknöcherte Variante haben wir längst überwunden.“