Über 10.000 Verstöße bei Mindestlohnkontrollen: LINKE fordert mehr Personal beim Zoll
Hannover/Berlin. Der Zoll hat im vergangenen Jahr bei Mindestlohnkontrollen in Niedersachsen über 10.876 Verstöße registriert. Das geht aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion auf Initiative des Bundestagsabgeordneten Victor Perli hervor. Demnach hat die für die Kontrollen zuständige Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) im Jahr 2021 landesweit in 8.706 Fällen Strafverfahren und in 2.170 Fällen Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
Die meisten Verstöße wurden erneut in der Baubranche sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe verzeichnet. „Diese Zahlen sind alarmierend. Es ist skandalös, wenn Unternehmen ihre Beschäftigten um den ohnehin viel zu niedrigen Mindestlohn prellen“, kritisierte Perli.
In diesem Zusammenhang wies der LINKEN-Abgeordnete auf die hohe Dunkelziffer hin. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gehe davon aus, dass rund 212.000 Beschäftigte in Niedersachsen nicht den gesetzlichen Mindestlohn bekommen. „Die Kontrolldichte ist gering und die aufgeklärten Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs. In den zwei Jahren der Pandemie wurden ca. 1.000 Kontrollen weniger durchgeführt als sonst üblich. In betroffenen Branchen wie der Post- und Zeitungszustellung wird fast gar nicht kontrolliert. Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls chronisch überlastet ist und häufig nur oberflächlich nach Verstößen suchen kann“, so Perli.
Der Abgeordnete geht davon aus, dass es im kommenden Jahr noch ein größeres Problem mit Mindestlohnbetrug geben wird. „Durch die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro ist eine Zunahme der Betrugsversuche zu erwarten“, vermutet Perli. „Deshalb braucht es mehr Personal und abschreckende Strafen. Mindestlohnbetrug ist kein Bagatelldelikt, sondern Wirtschaftskriminalität, die neben den Beschäftigten auch Steuerzahlern, Sozialkassen und den Firmen schadet, die sich an die Regeln halten.“
In ihrer Antwort an Perli und seine Fraktion erwähnt die Bundesregierung auch die Bedeutung von Hinweisen aus der Bevölkerung. Um den Zoll zu unterstützen, betreibt Perli daher seit März 2021 das Meldeportal www.mindestlohnbetrug.de, auf dem Betroffene anonym Verdachtsfälle melden können.